Unser Immunsystem schützt den Körper gegen Krankheitserreger von außen (Bakterien, Viren) und gegen körpereigene Zellen, die in ihrer Funktion gestört sind. Bei Autoimmunerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis (RA) erkennt das Immunsystem körpereigene Strukturen als quasi fremd und versucht, sie zu bekämpfen. Diese krankhafte, überschießende Reaktion des Immunsystems führt zu einer chronischen Entzündung, die sich bei der RA vornehmlich im Bereich der Gelenke abspielt, gelegentlich aber auch andere Organe wie die Lunge betrifft.
Biologika greifen in diese Entzündungsprozesse ein, indem sie die Wirkung bestimmter körpereigener Botenstoffe oder Zellen des Abwehrsystems direkt blockieren. Damit hemmen sie die rheumatische Entzündung. Da die gleichen Botenstoffe und Zellen jedoch eine wichtige Rolle bei der Infektabwehr spielen, wurde befürchtet, dass Biologika mit einem erhöhten Risiko für schwere Infektionen einhergehen könnten. Dieses Risiko wurde in RABBIT für die Biologika untersucht, die den Tumor-Nekrose-Faktor-alpha (TNF-α) als wesentlichen Botenstoff der rheumatischen Entzündung blockieren. Zu diesen Substanzen gehören Infliximab (Remicade®), Etanercept (Enbrel®), Adalimumab (Humira®), Golimumab (Simponi®) und Certolizumab pegol (Cimzia®).
RABBIT-Daten zeigen, dass TNF-α-Blocker im Vergleich zu nicht-biologischen DMARDs ein etwa 1.5-fach erhöhtes Risiko für Infektionen bergen. Dieses Risiko kann jedoch nicht isoliert betrachtet werden, sondern ist im Zusammenhang mit vielen weiteren Risikofaktoren zu sehen: Patienten in einem höheren Lebensalter sind stärker infektionsgefährdet als jüngere Patienten, Patienten mit chronischen Begleiterkrankungen eher als sonst weitgehend gesunde Patienten, Patienten mit einer hoch aktiven RA eher als Patienten mit einer wenig aktiven RA. Auch früher durchgemachte schwere Infektionen sowie die Behandlung mit Kortison in höheren Dosen gehen mit einem höheren Risiko für Infektionen einher. Wenn es gelingt, die Krankheitsaktivität nachhaltig zu senken und damit Kortison einzusparen, kann das Infektionsrisiko unter Biologika sogar niedriger sein als unter konventioneller Therapie. Aus den RABBIT-Daten wurde ein Risiko-Score entwickelt, mit dessen Hilfe das individuelle Risiko für einen Patienten berechnet werden kann, unter einem Biologikum oder einer anderen Therapie innerhalb der nächsten zwölf Monate eine schwerwiegende Infektion zu bekommen (Strangfeld et al. Ann Rheum Dis. 2011; 70 (11): 1914-1920).